Büchereien in Meckenheim und Alfter: Stadt und Kirche einigen sich

25.08.23, 14:04
  • Artikel 2023
Alexander C. Barth (GA - Redakteur Vorgebirge/Voreifel)

Büchereien in Meckenheim und Alfter: Stadt und Kirche einigen sich

Bücherei-Artikel GA vom 16.12.22 (c) Alexander C. Barth (Genaralanzeiger Bonn)

Meckenheim/Alfter · Überwiegend mit Lob, teils mit kritischen Nachfragen reagiert die Kommunalpolitik in Meckenheim auf den Bücherei-Rettungsplan. Wo das Projekt aktuell steht, und wer wem in der Sache Vorwürfe macht.

Wäre der Bücherei-Rettungsplan für Meckenheim und Alfter eine Mondmission, hätte die Rakete nun nach geglücktem Start die erste Stufe abgeworfen. So wie das Abheben vom Boden bei Spaceshuttles von Applaus begleitet wird, fand am Mittwochabend auch der von den beiden Verwaltungen ausgearbeitete Plan im Meckenheimer Ausschuss für Schule, Sport und Kultur viel Lob – und die benötigte Zustimmung der Ratsvertreter, sogar einstimmig.


„Ich finde es grandios“, zeigte sich Sabrina Gutsche (CDU) begeistert, „vor allem, wenn man sich erinnert, mit welcher Situation wir hier angetreten sind.“ Komplett zünden wollte der Funke nicht: Den einzigen vernehmlichen Beifall erhielten die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bücherei St. Johannes der Täufer, die trotz der unsicheren Perspektive und der seit Jahresanfang unbesetzten Leitungsstelle der Bücherei treu geblieben sind, wie Gert-Jürgen Scholz (SPD) hervorhob.


Ehrenamtliche stellen sich vor Büchereimitarbeiterin
Eine Ehrenamtliche ergriff zu Beginn der Sitzung das Wort und äußerte Sorgen an der im Rettungsplan vorgesehenen personellen Ausstattung. „Ich halte zwei Halbtagsstellen fürs Aufrechterhalten des Betriebs für zu wenig“, erklärte sie. Zudem sei fraglich, ob die verbliebene Vollzeitkraft, die „Seele der Bücherei“, bereit wäre, in der neuen Bücherei auf Teilzeitbasis anzufangen. Und „wenn die geht, weiß ich von etlichen Ehrenamtlern, die dann auch aufhören“, so die Warnung.

Trotz verschiedener Bedenken zeigte sich die Kommunalpolitik insgesamt zufrieden damit, wie die Verwaltung den Auftrag, eine Perspektive zum Erhalt der Bücherei auszuarbeiten, ausgeführt hat. Dafür hätten die Mitarbeiter in beiden Kommunen in der Sommerpause rangeklotzt, hob der Vorsitzende, Rainer Friedrich (CDU), hervor: Bildungsdezernentin Silvia Klemmer habe etwa eine Fortbildung zum Thema Bibliothekswesen besucht.

 

Auch die Politik hätte mehr Initiative zeigen können
Karin van Deel (BfM) kritisierte, die Verwaltung habe die Politik in der Zeit, seit das Erzbistum seinen Rückzug aus der Finanzierung bekannt gab, nicht ausreichend informiert und vermisste einen von manchen Fraktionen gewünschten gemeinsamen Ortstermin. Bürgermeister Holger Jung entgegnete abermals, die Bücherei stehe als öffentliche Einrichtung jedem Besucher offen. Büchereimitarbeiter hatten im Gespräch mit dem GA berichtet, dass Vertreter der Kommunalpolitik trotz aller Debatten im Rathaus so gut wie nie persönlich ihre Aufwartung machen würden.

Selbstkritisch zeigte sich Conny Lawenstein (CDU): „Vor zwei Jahren gab es einen riesigen Aufschrei, aber mitgemacht hat hier keiner wirklich.“ Die Stadt hingegen übernehme jetzt eine zusätzliche Aufgabe. Wie sich die katholische Kirche bei Verhandlungen und gegenüber den Büchereimitarbeitern verhalte, sei zudem nicht von der Verwaltung zu verantworten. Auch der Bürgermeister hob hervor, dass die Stadt für die Bücherei in ihrer jetzigen Form zwar Geld zuschieße, nicht aber Dienstherrin des Personals sei. Das werde Meckenheim erst, gemäß einer Übereinkunft mit Alfter, für die neu gegründete Bücherei. Für die seit Jahresbeginn unbesetzte Leitungsstelle habe man den Zuschuss entsprechend gekürzt, ergänzte Jung nach einer Nachfrage aus dem Plenum.


Kirche und Stadt einigen sich auf Mietkonditionen
Von den Verhandlungen zwischen Kirche und Kommune konnte der erste Beigeordnete, Hans Dieter Wirtz, endlich Positives berichten: Man habe jetzt ein „akzeptables“ Mietangebot vorliegen, das die Stadt mit dem nun vorliegenden Grundsatzbeschluss auch annehmen kann. Damit dürfte nun feststehen, dass nicht nur Alfter, sondern auch Meckenheim an den bestehenden Büchereigebäuden festhalten.


Der geplanten Zusammenarbeit mit Alfter scheint die Meckenheimer Kommunalpolitik weitgehend offen gegenüberzustehen. Vereinzelt hinterfragten Ausschussmitglieder, ob Alfter angesichts der schwierigen Finanzlage als langfristig zuverlässiger Partner gelten könne (SPD) oder ob Meckenheim das „nicht auch allein schaffe“ (BfM).


Wieder mal Streit zwischen SPD und CDU
Erneut Streit gab es zwischen CDU und SPD über die Frage, wer bei den Haushaltsberatungen verantwortungsvoller gehandelt habe. „Wenn es nach Ihnen gegangen wäre, wären wir in die Haushaltssicherung gegangen“, hielt Friedrich der SPD vor, das hätte ein Projekt wie den Rettungsplan vereitelt. Scholz protestierte, der Erhalt der Bücherei habe für seine Fraktion nie in Frage gestanden. Als „Rosinenpickerei“ bezeichnete Jung das in einem Zwischenruf.

Wie im Plan vorgesehen, arbeitet die Stadtverwaltung jetzt bis zur Ratssitzung am 6. September an weiteren Details für die Neugründung einer gemeinsamen Bücherei Meckenheim/Alfter. Als nächstes soll dann die Politik in Alfter darüber beraten und entscheiden.